Weston Price: Erkenntnisse von traditionell lebenden Naturvölkern

  Zusammenfassung seiner Forschungsergebnisse 

 

Weston Price war ein Zahnarzt in den USA, der sich zu Beginn des 19. Jahrunderts mit den Zusammenhängen zwischen Ernährung, Zahnverfall und allgemeiner Degeneration beschäftig hat. Von der Steinzeit bis ins 16. Jahrhundert war die Zahnkaries in westlichen Ländern selten, sie stieg dann langsam an, aber erst mit der Industrialisierung wurde sie zur allgemein verbreiteten Seuche – verbunden mit einer Vielzahl weitere Zivilisationkrankheiten und einer allgemeinen Degeneration. Doch wie war die Lawine von Kariesfällen in westlichen Ländern zu erklären? In Museen ausgestellte, Jahrtausende-alte Tierskellette enthalten doch immernoch wunderschön glänzende Zähne. Zahnschmelz ist die härteste Substanz des ganzen Wirbeltierkörpers. Demnach liegt es nahe, dass die Ursachen des Zahnverfalls beim Menschen liegen und auch mit den vielen Zivilsationskrankheiten zusammenhängen. Jeder sollte wissen, daß Zahnverfall ein Alarmzeichen ist und häufig erstes Anzeichen einer allgemeinen Störung des Stoffwechsels, daß also die Gesundheit im Ganzen bedroht ist. Eine wirkungsvolle Vorbeugung der Zahnkaries kann nur über die Ernährung erfolgen.

 

Price stellte sich der Aufgabe seines Lebens: Er wollte die vollkommene Gesundheit finden und ihre Ursachen. Deshalb entschloss er sich, kerngesunde Volksgruppen zu studieren: in allen möglichen Erdteilen autonom und traditionell lebende Naturvöker. Price besuchte im hohen Norden die Eskimos in Alaska und Indianerstämme in Kanada, die Polynesier und die Melanesier auf den glücklichen Inseln der Südsee, die Maoris auf Neuseeland, die Aborigines in Australiens, afrikanische Volksstämme wie z.B. die Massai und die Kikuyu, alte Kulturen von Peru, als auch die Hebriden im Nordwesten Schottlands und die Bewohner einsamer Hochtäler in der Schweiz. In den 20er und 30er Jahren konnte Price in diesen Regionen traditionelle Ernährungsweisen noch beobachten und Tausende von Zahnuntersuchungen durchführen. Seine Studienergebnisse hat er in seinem Buch „Nutrition and Physical Degeneration“ (1939) zusammengefasst. Eine deutsche Version existiert mit dem Buch von Albert von Haller „Gefährdete Menschheit: Ursache und Verhütung der Degeneration“ (1956).

 

Bei traditionell lebenden Völkern stellte Price eine hervorragende Gesundheit fest. Eine ausgeglichene Ernährung, die in geheimnisvoller Mischung alle Lebensstoffe im rechten Maße und Verhältnis bietet, scheint auch dem Menschen das ihm von der Natur verliehene schöne Bild zu gewährleisten: Ihre Körperbildung war vollkommen, die Gesichtsbildung harmonisch, die Form der Zahnbögen durchweg schön gerundet; Karies war bei ihnen eine absolute Ausnahmeerscheinung, in manchen Sippen fand sich kein einziger Zahn, der auch nur Spuren einer Karies aufwies; ihre war Ausdauer und Gewandtheit auf der Jagd bewundernswert, die Schärfe ihrer Sinne, Auge, Ohr, Geruchsinn, erstaunlich; Krankheiten wenig verbreitet, besonders selten waren solche Krankheiten der inneren Organe, der Galle, der Niere, des Magens und des Blinddarms anzutreffen, die einen chirurgischen Eingriff nötig machen.

 

Man muss Price in seinem Buch nicht unbedingt bis zum letzten Volksstamm folgen, denn die Erkenntnisse sind letztlich immer ähnlich und führen zu einigen wesentlichen Erkenntnissen:

  1. Es gibt nicht nur eine gesunde Ernährungsweise: Die Ernährung der Naturvölker war in ihren Zutaten sehr verschieden. Bei den Eskimos und den Indianern des hohen Nordens sind die Grundlagen der vollwertigen Kost einerseits Fische und Seetiere, andererseits das Fleisch des Wildes. In beiden Fällen wird besonderer Wert auf die inneren Organe der Tiere gelegt. Ergänzt wird diese Nahrung durch etwas Pflanzenkost: Beeren, Tang, grüne Pflanzen, Wurzeln. Dieser typischen Nahrung der Küsten-, Wald- und Präriebewohner steht als gleichwertige Kostform die der Viehzucht treibenden Bauern in den Hochtälern der Alpen entgegen: Milch und Milcherzeugnisse, Brot und Brei aus dem vollen Korn des Roggens, einige Gemüse, wenig Fleisch. Die Viehzüchter Afrikas leben von Milch, Blut, Fleisch und nehmen als Ergänzung Pflanzenkost. Im Inneren Australiens bietet vor allem die Menge der kleinen Tiere, angefangen von Maden und Insekten bis zu den Nagern und Beuteltieren neben dem Genuß wildwachsender Pflanzen eine vollwertige Nahrung. Bei den vorwiegend vegetarisch lebenden Stämmen Afrikas sind es stets vielerlei verschiedene Nahrungsmittel, aus denen eine vollwertige Kost besteht. In der Schweiz war Milch typisch. Wo es keinen Zahnverfall gab und der allgemeine Gesundheitszustand der Jugend hervorragend war, wurde ausnahmslos viel Milch getrunken. Umgekehrt war der Milchverbrauch überraschend gering, wo sich die größten Schäden zeigten.
  2. Eine Ernährung mit Fisch und Fleisch ist einer vegetarischen Ernähung tendenziell überlegen: Eine streng vegetarische Ernährungsweise war bei Naturvölkern selten zu finden. Das heißt nicht, dass sie nicht genauso gesund sein kann, wenn man denn weiß was man tut. Grundsätzlich ist eine gesunde Ernährung aber mit nicht streng vegetarischer Ernährungsweise leichter zu erreichen. Das gilt umso mehr, wenn nur auf regionale Nahrungsmittel zurückgegriffen werden kann. Auf den Fidschi-Inseln suchte Price nach Eingeborenen, die so weit ab von der Küste leben, daß sie nur schwer Zugang zu Seetieren haben. Price erhoffte sich eine gesunde vegetarische Ernährungsweise zu finden, um herauszufinden, welche Kombination nur pflanzlicher Nahrungsmittel alles enthält, was der Mensch zur vollen Entwicklung und für hohe Leistungsfähigkeit braucht. Die Hügelstämme der Insel leben weit vom Meer entfernt und sind mit den Küstenstämmen verfeindet. Zu seiner Überraschung fand Price im Innern der Insel ganze Berge von leeren Seemuscheln und erfährt, daß ein ständiger Austausch von Nahrungsmitteln zwischen den Inlands- und den Küstenstämmen stattfindet, der sogar in der Zeit erbitterter Auseinandersetzungen nicht unterbrochen wird. Die Eingeborenen von Viti-Levu sind davon überzeugt, daß sie wenigstens einmal innerhalb von drei Monaten Seetiere verzehren müssen, um kräftig zu bleiben. Diese Beobachtung erinnert Price an die Bräuche äquatorial-afrikanischer Stämmen, die im Hinterland wohnen, aber in bestimmten Zeitabständen dorfweise zur Küste vordringen, um Seetiere zu fangen und festliche Fischessen zu veranstalten. Damit soll die Kraft des Stammes gestärkt werden. Bei den Stämmen an der Grenze Abessiniens mit rein pflanzlicher Nahrung (Mais, Bohnen, Hirse, Süßkartoffeln, Bananen, Kafferkorn) sind die Ergebnisse weniger günstig, ebenso wie bei ackerbautreibenden Stämmen in Kongo: 2 bis 6% der Menschen haben Karies. Dagegen findet Price bei den Baitu in Ruanda, die neben Ackerbau auch Viehzucht betreiben, keinen einzigen kariösen Zahn. Die Lötschentaler in der Schweiz zum Beispiel ernähren sich vor allem mit Vollkornbrot aus selbstgemahlenem Roggen, Milch, Käse – und einmal in der Woche Fleisch. Diese Einstellung zum Fleischkonsum hat also wenig mit der heute verbreiteten täglichen Dosis Industriefleisch zu tun.
  3. Natürliche, frische und rohe Nahrungsmittel: Ein Teil der Nahrung wird roh verzehrt, auch mancher Fisch und manches Fleisch. Rohe Milch unterscheidet sich von Kondensmilch, frischer Fisch von chemisch behandelten Marinaden, frisches Obst von solchem, das einen Prozeß mit Schwefelsäure und anderen Chemikalien über sich hat ergehen lassen müssen. Zum Speiseplan gehören auch natuerlich haltbar gemachtes, milchgesäeurtes Gemüse, Früchte, Getränke, Milchprodukte und Fleisch. Samen, Getreide und Nüsse werden eingeweicht, gekeimt, fermentiert oder milchgesäuert, um natürlich vorkommende Antinährstoffe, wie Enzym-Hemmstoffe, Tannine und Phytinsäure, zu neutralisieren. Das Gegenteil von natürlicher Nahrung umfasst denaturierte, raffinierte, gefärbte, chemisch konservierte und sonst in ihrem Bestand veränderte Lebensmittel. Vollreis ist zum Beispiel ein natürliches Nahrungsmittel, während man das vom polierten Reis nicht sagen kann. Ebenso ungesund sind Zucker, Maissirup, Weissmehl, pasteurisierte, homogenisierte und entrahmte Milch, fettreduzierte Produkte, raffinierte oder gehaertete Pflanzenoele, Eiweisspulver oder Produkte mit Proteinpulver und Fertiggerichte oder Dosenkost voll von Füll- und Zusatzstoffen.
  4. Ganzheit & Vollwertigkeit der Nahrungsmittel: Die einzelnen Nahrungsmittel werden nicht auseinandergerissen und eines Teils ihrer Stoffe beraubt. Auch Zubereitung und Konservierung sind meistens schonender für die empfindlichen Bestandteile der Nahrung als die Behandlung der Lebensmittel in den Ländern der Zivilisation. Wird aber der natürliche Zusammenhang auseinandergerissen, dieses und jenes entfernt, anderes unwirksam gemacht, dann hilft auch keine „Anreicherung" mit Vitaminen und Mineralstoffen, um die ursprüngliche Ganzheit wieder herzustellen. Denn weder kennen wir die genauen Zusammenhänge und Verhältnisse, noch besitzen wir eine genaue Kenntnis aller Stoffe und ihrer Wirkungen. Deshalb sollte man synthetische Vitamine und Nahrungsmittel in denen sie enthalten sind vermeiden.
  5. Hoher Anteil von Vitaminen & Mineralstoffen: Die Nahrung der Naturvölker ist um ein Vielfaches reicher an Wirkstoffen als die übliche Zivilisationsnahrung: Im Vergleich zur amerikanischen Ernährung enthält sie 4x mehr Mineralien und wasserlösliche Vitamine und mindestens 10x mehr fettlösliche Vitamine aus Tierfetten (Vitamin A, D und K2). Price hat immer wieder die Kost seiner Patienten untersucht und bei starkem Kariesbefall fast stets ein starkes Defizit an Mineralstoffen und Vitaminen festgestellt. Die von ihm verordnete Kost besteht daher in einer drastischen Kürzung des Anteils von Zucker und Stärke, im Übergang zum Genuß von Vollkornbrot, möglichst aus frisch gemahlenem Getreide, Milch, Fischen und anderen Seetieren, und zwar insbesondere ihrer inneren Organe. Zu dieser Grundnahrung verordnete er eine von ihm als besonders wirkungsvoll erprobte Mischung aus vitaminreicher Butter und Lebertran. Alle traditionellen Ernährungsweisen enthalten zudem etwas Salz.

 

Mehr erfahren Sie auf den Seiten der Weston Price Foundation.

 

 

 

Die Angaben auf dieser Webseite werden nach bestem Wissen und Gewissen weitergegeben. Sie sind ausschließlich zur Information gedacht und keinesfalls als Diagnose- oder Therapieanweisungen zu verstehen. Wir übernehmen keine Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Verwendung der Angaben entstehen. Bei Verdacht auf Erkrankungen konsultieren Sie bitte Ihren Arzt oder Heilpraktiker.