Täglich mindestens 2 Liter Wasser trinken - oder doch nicht?

Kneipp (1889, S. 77-78) schreibt dazu: "Der Schöpfer selbst hat uns ein Getränk besorgt, nämlich das Wasser. Vergleichen wir [es] mit allen Getränken, welche die Menschen bereiten [Bier, Wein, Schnaps, etc.], so werden wir finden, daß alle die letzteren weit zurückstehen; denn von allen den traurigen Folgen der geistigen Getränke ist beim W a s s e r keine Spur zu finden. Es möchte nun der eine oder andere fragen: Wenn das Getränk, welches uns Gott gab, so ausgezeichnet ist, soll man dann nicht oft und viel Wasser trinken? Ich antworte hierauf: Richte dich ganz nach dem Gesetz des Schöpfers, welches er deiner Natur gab! Hast du Durst, so trinke; hast du keinen Durst, dann lasse das Trinken bleiben; denn dadurch, daß du keinen Durst empfindest, zeigt die Natur dir an, daß sie keine Flüssigkeit braucht. Ich halte es für einen großen Unsinn, der Natur Wasser aufzudrängen, Was soll sie denn mit dem Wasser, wenn sie es nicht gebrauchen kann? Das Wasser mischt sich im Magen mit den Magensäften und macht dieselben viel zu dünn, geht dann wieder als Wasser ab und führt die aufgenommenen Magensäfte mit sich fort zum größten Nachteil des Körpers, besonders seiner Verdauung. Je dünner der Brei gemacht wird, aus dem die Natur die Stoffe fürs Blut aufsaugt, um so wässeriger werden auch Blut und Gewebe werden und um so langsamer die Verdauung.

Man behauptet so gern, man müsse der Natur täglich eine größere Portion flüssiger Stoffe geben. Man kann sogar in Schriften lesen, zwei bis vier Liter Flüssigkeit müsse jeder Mensch täglich zu sich nehmen. Dagegen kann ich als ganz gewiß versichern, daß ich recht viele Menschen kennengelernt habe, die nur selten Wasser oder Bier oder ein anderes Getränk zu sich nahmen, und gerade solche haben das höchste Alter erreicht. Ich habe viele Leute gekannt, die behaupteten, sie hätten während des ganzen Winters nicht einen Schluck Wasser genommen, auch kein Bier oder anderes Getränk. Ich muß aber hier bemerken, daß die Leute alle von Mehlkost lebten, da die Fleischkost mehr Hitze und Schärfe bewirkt und also mehr Durst erzeugt. Ich selbst verwerfe das häufige Wassertrinken. Ich nehme zum Frühstück ein, höchstens zwei Schluck Wasser und dann den ganzen Tag nichts mehr. Kommt nun des Mittags oder Abends eine dünne Suppe auf den Tisch, so wird sie durch Broteinbrocken dick gemacht. Obwohl ich so wenig trinke, fühle ich doch oft monatelang nicht ein einziges Mal Durst. Gerade als Wasserfreund warne ich vor vielem Wassertrinken und halte es mit dem Landmann, der sagt: Ein Platzregen macht mehr unfruchtbar als fruchtbar.

Ich kenne einen kranken Herrn, der an außerordentlichem Durst gelitten und alles Mögliche getrunken hat, um ihn zu löschen, und ihn doch nicht stillen konnte. Ich riet ihm, er solle alle halbe Stunde einen Eßlöffel voll Wasser nehmen. Als er gesund war, hat er mir versichert, dieses sei das einzige Mittel gewesen, wodurch er seinen fürchterlichen Durst habe stillen können. [...] Ich bekam kürzlich einen Brief aus der Hauptstadt [...]: »Ich habe von jeher einen harten Stuhlgang gehabt, vier Jahre hindurch aber nie mehr ohne Abführmittel. Nun habe ich den Versuch gemacht, und zwar beharrlich, alle Stunde einen Löffel voll Wasser einzunehmen, und habe jetzt einen solch geregelten Stuhl bekommen, wie ich ihn nie gehabt. Anfangs merkte ich längere Zeit hindurch gar nichts, nach und nach aber hat dieser Löffel voll Wasser die größte Ordnung in mir geschaffen.«

 

Kein Mineralwasser?!

Ebenfalls von Mineralwasser rät Kneipp (1889, S. 84) ab: "Du wirst auch, lieber Leser, von mir ein Wort hören wollen über Mineralwasser. Ich verwerfe sie nicht, empfehle sie im Allgemeinen aber auch nicht; denn wenn das Salz leicht nachtheilig wirken kann, so wird dieses um so mehr der Fall sein bei den Mineralwassern, die ja mehr oder weniger verschiedene Salztheile enthalten und ätzend auf den Magen wirken. Ist eine Natur kräftig, und ist nur ein Theil des Körpers krank, so können im Mineralwasser Salze sein, die dieses Übel wegätzen; kommt man aber mit diesem Mineralwasser zu oft, und gebraucht man zu viel davon, dann kann das Übel leicht noch gesteigert werden. Es ist mit dem Mineralwasser wie mit den Laxirmitteln. Wenn Jemand hin und wieder ein Laxirmittel nimmt, so ist noch nicht viel gefehlt; wenn man aber, weil es gut wirkt, längere Zeit Gebrauch davon macht, so richtet es die Natur zu Grunde. Ich kenne recht Viele, die in Mineralbäder gegangen sind; es that ihnen gut, und sie wurden gesund; sie gingen ein zweites Mal, und es ging ihnen weniger gut; sie gingen zum dritten Male, und das Mineralwasser übte keine Wirkung mehr an ihnen aus. Der Gebrauch mancher starken Mineralwasser wirkt auf unsere Natur ähnlich wie das Putzen mit Sand auf die Silbersachen; wenn man solches öfters vornimmt, wird das Silbergeschirr großen Schaden erleiden. Daher rathe ich, das Mineralwasser entweder recht wenig und selten oder noch besser gar nicht zu gebrauchen. Den klarsten Beweis geben mir die vielen Kranken, die zu mir kamen und klagten, daß die Mineralwasser ihnen nicht bloß keine Heilung gebracht, sondern sie vielmehr noch kränker gemacht hätten.”

 

Übersäuerung vermeiden: Keine Kohlensäure

Dr. Lahmann sagte: "Jede Krankheit wird verursacht durch Kohlensäure und Gas‘. Aber er wußte nicht, daß die Ursache dafür verfaulte, nicht verdaute Nahrungsmittelbestandteile sind – Schleim im Stadium dauernder Gärung“ (Ehret, 1923).

 

 

Kneipp, S. (1889) So sollt ihr leben! Winke und Rathschläge für Gesunde und Kranke zu einer einfachen, vernünftigen Lebensweise und einer naturgemäßen Heilmethode, Verlag der Jos. Kösel'schen Buchhandlung: Kempten; Image source: Qimono/ Pixabay.